Installation und Performance in der Ausstellung „Vertrauen“ im KIT Düsseldorf vom 24.06. bis 24.09.2017
Kuratiert von Prof. Tomma Abts
Materialien: Hightech-Stoffe, Zutaten, Gurte, Bänder, Holz, Pflanzen, 3 Anzucht-Sets,
3 Pflanz-Sets
Größe: variabel
Von der zunehmenden Sehnsucht der Menschen nach Natur und dem Trend des Urban Gardening inspiriert, hat Liora Epstein eine funktionale Modekollektion für Gärtnerinnen und Gärtner entworfen. Das Werk besteht aus zwei Kostümen, wobei eines für Männer und das andere für Frauen konzipiert ist, die durch ihre Hightech-Materialien von Schoeller und Extremtextil bestechen. Diese Stoffe sind robust, wetterfest und bieten zugleich Komfort und Schutz. Sie zeichnen sich durch ein innovatives Design aus, das praktische Elemente wie verstellbare Tunnelzüge und diverse Taschen für Gartengeräte integriert.
Im ansteigend konstruierten Eingangsbereich des Tunnels im Düsseldorfer KIT präsentiert die Künstlerin 2017 ihre Installation
„foraging“, die durch ihre Aufmachung an das Erscheinungsbild einer Mode-Präsentationsfläche erinnerte. Die Kostüme liegen auf einem Podest, flankiert von zwei Kuben, die jeweils an die Steigung des Tunnels angepasst sind und Anzucht- sowie Pflanz-Sets für Hydrokulturen enthalten. Diese ästhetische Anordnung schafft eine Bühne, die den Betrachterinnen und Betrachtern Kleidungsstücke in der Einheit Kunst, Mode und technologisierten Pflanzen-Anbau näherbringt.
Bei der Präsentation dieser Kollektion, die die Künstlerin „foraging“ (dt. hamstern) nennt, gab es eine Performance, in der die Verbindung von Mensch und Natur durch das Umtopfen von Pflanzen symbolisiert wurde. Diese Performance fand ihren Weg in den Science-Fiction-Film „Amber“, der in Zusammenarbeit mit der Künstlerin Nora Zielinski entstand und Teil der Ausstellung war. Die Besucher konnten den Fortschritt der Pflanzen während der Ausstellungsdauer beobachten und am Ende die geernteten Kräuter und Salate genießen.
In „Amber“ wird die Geschichte zweier Überlebender in einer dystopischen Welt erzählt, die in einem Tunnel Zuflucht gefunden haben und dort Pflanzen züchten. Ihr Leben auf dem schmalen Grat zwischen Überleben und Erinnerung sowie ihre Interaktion mit Kunst im Museum werfen Fragen nach der Bedeutung von Überleben, Erinnerung und der Rolle von Kunst in postapokalyptischen Zeiten auf. Die Arbeit ist eine Zweikanal-Videoinstallation, bestehend aus einem Film über die beiden Überlebenden und einem weiteren Film über die Performance zur Eröffnung.
Dauer: 19:52 min
Format: 1950 x 1080 px
Weiterentwicklung der Arbeit foraging [2017]
Installation in der Ausstellung „Asking for a Friend“
im Kunstverein Nürnberg vom 24.02.24 bis 05.04.24.
Materialien: Hightech-Textilien, Zutaten, Gurte, Bänder, Hochbeete, Holz
Größe: variabel
Auf Einladung des Kunstvereins Nürnberg nimmt Liora Epstein Anfang 2024 an der Ausstellung „Asking for a Friend“ in der Albrecht-Dürer- Gesellschaft in Nürnberg teil. Die von der Künstlerin und Kuratorin Achinoam Alon kuratierte Ausstellung vereint größtenteils jüdische Kunstschaffende. Im Schatten der Massaker am 07. Oktober 2023 durch die Hamas in Israel sah die Kuratorin den Anlass, Künstlerinnen und Künstler in ihren bildhauerischen, installativen, zeichnerischen und videografischen Positionen Stellung zu beziehen und einen Kommentar auf den Status jüdischer Kunstschaffender im deutschen Kulturbetrieb zu leisten.
„Asking for a Friend“, eine Formulierung in der auf einen vorgeschobenen Anderen verwiesen wird, um innerhalb dieser Disidentifikation Probleme und Sachverhalte der eigenen Biografie zu adressieren, bietet den Kontext, in dem die acht Künstlerinnen und Künstler das eigene Werk – die eigene Rolle – in Zusammenhang mit gesamtgesellschaftlichen Erzählungen deutscher wie israelische Geschichte bringen können. Für Liora Epstein, die eingeladen wurde ihr Werk „foraging“ zu zeigen, bedeutet dieser Kontext, die Arbeit von 2017 weiterzuentwickeln und auf dieser Grundlage das Konzept von „jüdischer Kunst“ im allgemeinen in Frage zu stellen: Was macht Kunst zu jüdischer Kunst? Gibt es überhaupt jüdische Kunst? Das Werk hatte bis dato keinen thematischen Bezug zum Judentum, hat aber durch die Nürnberger Ausstellung einen Horizont gewonnen, den es auszuarbeiten gilt. Die Aspekte von Selbstversorgung werden verwoben mit der Geschichte jüdischen Siedlertums. Die Alter Egos der Gärtnerkostüme verweisen auf Kulturpraktiken der jüdischen Diaspora, nicht zu letzt die Hakhshara , die Vorbereitung, bei der zu Beginn des 20. Jahrhunderts in zionistischen Jugendheimen in Deutschland auf die agrarische Herausforderung der Auswanderung nach Israel vorbereitet wurde.
Die Ausstellung war geprägt vom Austausch der Künstlerinnen und Künstler untereinander und wurde seitens des Kunstvereins mit zwei Podiumsdiskussionen inhaltlich gerahmt. Durch diese kollektive inhaltliche Auseinandersetzung und die Rekontextualisierung von „foraging“ ergibt sich für die Künstlerin die Fortführung des Werkes, welche während eines Residenzaufenthaltes in der israelischen Künstlerkolonie En Hod Ende 2024 verwirklicht werden soll.
Bild 1 Installationsansicht „foraging“ im Rahmen der Ausstellung „Vertrauen“
Foto von Ivo Faber
Bild 2-3 Video Stills „Amber“ als integrierter Teil der Arbeit „foraging“
Screenshots von Liora Epstein / Videoschnitt von Nora Zielinski
Bild 4-6 Installationsansicht „re-foraging“ im Rahmen der Ausstellung „Asking for a Friend“
Fotos von Lukas Pürmayr (© Lukas Pürmayr)
© VG Bild-Kunst, Bonn